Unser nächstes Ziel ist das 170km entfernte Auschwitz (Oswiecim) und der Besuch der Gedenkstätte Auschwitz I und Birkenau. Wir nutzen diesmal die Autobahn da wir später dran sind und noch nicht wissen, ob wir einen geeigneten Stellplatz finden.
Gegen 16:00 Uhr erreichen wir den Stellplatz am Center for Dialogue and Prayer. Dieser Stellplatz ist nicht günstig und kostet 44 Zloty pro Person. Dafür steht man jedoch auf Rasen in einem schönen Park und hat die Möglichkeit zu duschen. Strom und Wasser inkl.
Am Abend fängt es an zu regnen und wir müssen im Wohnmobil bleiben. Erst gegen 23:00 Uhr läßt der Regen nach. Wir schlafen mit einem etwas nachdenklichen Kopf ein und bereiten uns seelisch auf den kommenden Tag vor.
Um 9:45 haben wir eine Führung gebucht. Wir können jedem nur empfehlen, hierfür eine online Buchung zu tätigen. (https://visit.auschwitz.org) Man kann hier den gewünschten Tag und die Uhrzeit der Führung auswählen und sieht sofort, wieviele Plätze noch frei sind. Dadurch erspart man sich auch das Anstehen an der Kasse.
Nach ca. 10 Minuten Fußweg erreichen wir den Eingang und können nach einer Taschenkontrolle, Fiebermessung und Desinfektion der Hände in den Wartebereich wo wir auf unsere Führerin warten.
Pünktlich beginnt die Führung im Museum Auschwitz I.
Auschwitz 1 ist das kleinere der beiden Lager und nur dort ist noch ein erhaltenes Krematorium zu besichtigen. Die Baracken sind hier ebenso vollständig erhalten wie die ehemalige Todesmauer, Wachtürme, Umzäunungen etc.
Wir betreten Räume mit Bildern menschlicher Schicksale, Bergen von Koffern die allesamt den Namen des Eigentümers mit Geburtsdatum tragen, Berge mit tausenden von Brillen, Schuhen und Kleidern. In einem Raum (hinter Glas) die Haare tausender Opfer, teilweise noch zu Zöpfen geflochten.
Wir hören unser Herz immer deutlicher schlagen und man kämpft unwillkürlich mit den Tränen. Der Anblick des Krematoriums und dessen rußgeschwärzte Decke bekommt man nicht mehr aus dem Kopf. Die Todesmauer an der Frauen wie Männer nach kurzer "Gerichtsverhandlung" erschossen wurden läst den Atem immer flacher werden.
Nach ca. 2 Stunden endet die Führung und wir warten ca. 20 Minuten auf den Shuttlebus der uns ins 4km entfernte Birkenau bringt.
Birkenau ist das eigentliche Todeslager und umfasst eine eingezäunte Fläche von 4 Quadratkilometern. In den Hochzeiten mussten hier ca. 90.000 Menschen in in fast 1000 Baracken hausen. Je Baracke waren 500 Menschen untergebracht denen eine Toilette und 1 Ofen zur Verfügung stand.
Über 1,1 Mio. Menschen wurden in Birkenau vergast, erschossen oder verhungerten auf erbärmliche Weise. Nur ca. 120 Menschen gelang jemals die Flucht.
Die wohl ergreifenste Begegnung ist in diesem Lager das Bahngleis mit der Rampe. Hier hielten die endlosen Züge mit den hölzernen Viehwagons in denen ca. 50-60 Menschen teilweise 10 Tage unterwegs waren.
Die Selektion der Menschen - Gaskammer ja oder nein - erfolgte direkt auf der Rampe unter anderem durch den KZ Arzt Josef Mengele.
Frauen und Männer wurden getrennt und sahen sich hier ein allerletztes Mal.
Liebe Leserinnen und Leser, die Worte zu schreiben fallen uns schwer und jede Einzelheit die man wahr nimmt bewegt persönlich sehr. Wir meinen, jeder deutsche Bürger sollte einmal in seinem Leben hier gewesen sein um zu verstehen, welche Gefahr und welche Ungerechtigkeit vom Regime Hitler und den Nazis ausging. Eine Steintafel in deutscher und vielen anderen Sprachen, ganz in der Nähe der Ruinen von den Krematorien, bringt es in einem Satz sehr gut zum Ausdruck.
Dieser Ort sei Allezeit ein Aufschrei der Verzweiflung und Mahnung an die Menschheit. Hier ermordeten die Nazis anderthalb Millionen Männer, Frauen und Kinder. Die meisten waren Juden aus verschiedenen Ländern Europas.